Freitag, 23. November 2007

Büro, Büro

Seit Jahren träume ich davon, eine Erfindung zu machen, die mir mein Leben finanziert. Am liebsten würde ich natürlich so was alltäglich benötigtes erfinden wie einen Kleiderbügel, etwas, auf das die Leute reagieren mit den Worten „Wie konnte ich vorher nur ohne das leben?“
Oder etwas, das mir erlaubt, mich zurückzulehnen und mich auf Nicht-Arbeit zu konzentrieren, etwas wie das doofe Weihnachtslied in „About a boy“, das ewig und immerdar zu Weihnachten wiederholt wird und einem Tantiemen unter den Weihnachtsbaum legt. Allein: Mir fiel nichts ein.
Es fällt einem wohl erst dann eine Erfindung ein, wenn man etwas entbehrt und das ist ja immerhin ein gutes Zeichen: Ich muss keine großen Entbehrungen ertragen. So wie die Gebrüder Wright entbehrten zu fliegen. Oder wie Morse, Reis, Bell
(da kam ja eins zum anderen) offenbar entbehrten mit Menschen sprechen zu können, ohne sich bewegen zu müssen.

Das einzige was ich in der Hinsicht gelegentlich entbehre ist das Beamen. Wenn man mal wieder irgendwo so lange war, dass der Punkt, an dem man sich noch auf den Heimweg begeben kann und will, lange überschritten ist. Aber das Beamen ist ja im Grunde genommen schon erfunden, zumindest theoretisch. Die praktische Umsetzung wurde nicht mehr wiederholt, seitdem der Proband sich anschließend als Fliegenmutant zum Patentamt begeben musste. Diese Erinnerung sorgt immerhin regelmäßig dafür, dass ich mich doch aufraffen und den Heimweg antreten kann.

Nun hab ich etwas entbehrt, das man erfinden könnte. Natürlich auch etwas, ohne das man sich dann nicht mehr vorstellen kann zu leben! Allein: Ich selbst kann es nicht erfinden, dazu fehlt mir das nötige Knoffhoff. Und weiter: Ich glaube ich bin aus umweltschutztechnischen Gründen selbst gegen diese Erfindung.

Den Tintenkiller gibt es schon (auch so eine Umweltsauerei). Auf den kann man aber verzichten und einfach durchstreichen, was man versaut hat – auch wenn man sich dadurch dann die Kopfnoten Schrift oder Ordnung versaut.
Aber – Achtung, Achtung, jetzt kommt’s – was man nicht rückwirkend machen kann oder anders lösen, ist, wenn man mit dem Textmarker was falsch anmarkert.

Da saß ich plötzlich vor meiner Liste und markierte für den Kollegen, was wichtig ist und markierte aus Versehen auch Unwichtiges an. Und nu? Da saß ich und entbehrte. Entbehrte einen Markerflüssigkeitskiller. Gibt’s sowas?? Quasi einen Lowlighter zum Highlighter?
Man kann mit Tipp-Ex über den markierten Text gehen und anschließend den Text handschriftlich wieder drüber schreiben. Man kann natürlich auch „Das ist nicht wichtig obwohl es markiert ist“ daneben schreiben. Sieht aber beides blöd aus. Oder man kann die Liste neu ausdrucken und neu markieren. Möglicherweise aber eine Sisyphos-Arbeit, wenn man dabbisch ist.


Für Anregungen bin ich dankbar, Eure Penjelly

Mittwoch, 14. November 2007

Sicherheitshalber aufgehalten

Wieso schreiben die vom Reisebüro einem auf den Reiseplan, dass man bis 9:05 Uhr einchecken soll, da der Flug um 9:45 geht, ohne einen darauf hinzuweisen, dass da die Sicherheitskontrollen zeitplantechnisch nicht berücksichtigt sind?

8:15 Uhr komme ich am Flughafen an, die Frisur sitzt, der Schal fusselt, ich habe leichtes Handgepäck auf dem Rücken (also quasi Rückengepäck) und suche den Automaten auf, der mir anhand meiner Buchungsnummer das Ticket ausspuckt. Einsteigzeit=9:10 steht drauf – das ist aber knapp bemessen, wenn man bis 9:05 einchecken können soll, denke ich noch...

8:20 Ich begebe mich zu Terminal 1B, das nicht grad um die Eck is.

8:27 erreiche ich die Sicherheitskontrollen. Sind extrem gut besucht. Vor mir ca. 300 Reisende aufgeteilt auf 6 Schlangen. Mir wird warm. Mein Schal darf im Rucksack alleine weiterfusseln und ich nutze die Wartezeit um Fusseln von meinem Mantel zu picken.

8:34 Vor mir schiebt sich ein Ehepaar mittleren Alters in der Schlange vorwärts, vielmehr geht es wegen ihnen nicht so recht vorwärts. Der Frau fallen die Tickets aus der Hand, welche über den glatten Boden irgendwohin schliddern, von wo sie nicht so ohne weiteres wieder herzuholen sind. Währenddessen und auch noch danach, insgesamt drei Mal, lässt der Mann den Griff seines in Schrägstellung befindlichen Rollköfferchens los, welches schwerkraftsgemäß umkippt. Drei Mal bückt der Mann sich in Zeitlupe danach.

8:49 Die Frau öffnet ihr Handgepäck und lässt eine Sicherheitskontrolleurin, die gerade die Schlange in ihre Schranken weist, einen Blick reinwerfen und erhält scheinbar zum ersten Mal in ihrem Leben Informationen dazu, wie sich das so mit der Mitnahme von Flüssigkeiten verhält. Die Frau fällt aus allen Wolken (noch bevor sie fliegt). Wie kann das bitte an einem vorbeigehen??

8:54 Das Ehepaar löffelt schnell noch die Joghurts, die es nicht mit an Bord nehmen darf.

8:58 Endlich bin ich dran und ziehe mich halb aus (wurde dazu aufgefordert). Anschließend begebe ich mich schleunigst zur Passkontrolle (angezogen).

9:02 Offenbar gerate ich an den Schalter mit dem Polizei-Azubi, es geht jedenfalls nicht voran. Zwischen zwei Pässen, über denen er jeweils einnickt, puhlt er sich zwischen den Zähnen und starrt Löcher in die Schlange vor sich.

9:08 Die Schlange schimpft, ich auch, der Polizei-Azubi zuckt mit keiner Wimper. Mit einer Schnelligkeit die mich an die Supermarkt-Kassiererinnen in Italien erinnert (die scheinbar vom Marktleiter gezwungen werden, die Barcodes auf den zu scannenden Artikeln erst auswendig zu lernen) dreht und wendet er jeden Pass (auf der Suche nach dem Barcode).

9:17 Die Frisur hat schon gelitten, mir stehen die Haare quasi zu Berge. Ich erreiche das Gate, bzw. die zweite Sicherheitskontrolle. Erneut muss ich mich halb aus und an anziehen.

9:22 Ich entdecke meinen Kollegen, der inzwischen fast allein am Gate ist, denn das Boarding läuft schon. „Sie machen es aber spannend.“ Sagt er und wir quetschen uns in den Shuttlebus.

9:26 Der Bus parkt vorm Flieger, aber die Türen bleiben (kleines Klaustrophobie-Experiment) noch 5 Minuten geschlossen. Ich reise plötzlich nicht mehr mit leichtem sondern sehr schwerem Hand- äh Rückengepäck. Das Warten produziert gefühltes Mehrgewicht.

9:31 Nach Alkohol riechende Russen (?), Letten (?) stürmen den Flieger, ich mit. Scheiß auf die Frisur. Ich verstehe kein Wort mehr um mich rum.

9:39 Der Lette auf dem Sitz neben mir beschäftigt sich mit einer Art Ornamentzauberwürfel (erfolglos) und pufft mir dabei ständig seinen Ellbogen in die Seite (erfolgreich).

9:47 Wir fliegen, ich bekomme ein Käsebrötchen und Tee und lese Tolstoj und alles ist gut. Ich bin ja so leicht glücklich zu machen...