Montag, 23. Februar 2009

Kindermund


Ich schickte mich gerade an, die Ausstellung von und bei
saasfee* in der Bleichstraße zu verlassen, als ich beschloss, mich vor dem Heimweg noch mal zu erleichtern und deswegen die Toilette aufsuchte.
Ich zuckte zusammen während ich Wasser ließ, als in der Kabine neben mir gellendes Kindergeschrei losging. Nicht etwa Gefahr verheißendes, aber doch Not. Denn das Kind nebenan brauchte und vermißte nur eines, was es daher auch unaufhörlich schrie: Papa.
Es schrie immer noch, als ich beendet hatte, was so dringend war und deshalb schaute ich nach nebenan durch die offene Tür.
Da saß es, das schreiende Kind, das augenblicklich verstummte, als es mich sah.
Ein Mädchen saß auf dem für es viel zu hohen Klo, mit runtergelassenen Hosen, und sah mich mit großen Augen an.
"Soll ich Deinen Papa holen?" fragte ich.
Das Kind nickte.
"Wie heißt er denn?"
"Papa".
"Und wie sieht er aus?"
"Papa."
"Alles klar."
Ich ging zurück in die Ausstellung und fragte in den Raum, wer denn der Vater des Kindes aufm Klo sei. Aber außer seltsamen Blicken und Achselzucken erhielt ich keine Reaktion.
Also ging ich zurück zu dem Mädchen und sagte ihm, dass ich Papa nicht finden könne und fragte, ob ich ihm helfen könne. Und tatsächlich, sie kam gar nicht an den Toilettenpapierhalter heran und so reichte ich ihr Klopapier und fragte, ob sie sich selbst abputzen könne.
Sie nahm das Klopapier und sagte: "Ich habe auch eine Mutter, aber sie ist eine böse Mutter und deshalb hat man mich jetzt zu meinem Papa gebracht."
Und während ich dem Mädchen von der Toilette half, war ich umgehauen von der offenherzigen Redseligkeit mit der sie plötzlich ein Dilemma kundtat, dass sie sicher noch ein ganzes Leben begleiten wird.
Ich wusch dem Mädchen die Hände, sie wollte den Seifenschaum und nicht die Flüssigseife, das war ihr wichtig und schon rannte sie "Papa" schreiend in die Ausstellung, weit weniger beeindruckt als ich von unserer kurzen Begegnung.

Sonntag, 15. Februar 2009

Nachtrag zu Valentinstag


Und nun zwei romantische Anekdoten aus dem Alltagsleben eines glücklichen Paares.

1)
Man umarmt sich, man küsst sich. Erst sind es kurze, verspielte Küsse, dann etwas längere, leidenschaftlichere, dann sieht man sich lange in die Augen und er sagt: "Welches Tier hat den höchsten Bluthochdruck?"
Gut, die eine wird romantisch, der andere denkt an Giraffen. Kann passieren.
2)
Nach einem üppigen Abendmahl stöhnt sie: "Puh, jetzt fühl ich mich dick."
Am nächsten Morgen beim Aufwachen stellt sie fest: "Puh, wasn Glück fühl ich mich nicht mehr so dick." Worauf er mit hochgezogenen Augenbrauen erstaunt entgegnet: "Echt nicht?"