Sonntag, 22. April 2018

FOFL, die zweite


Herzlich willkommen zu FOFL, das am vergangenen Samstag in die zweite Runde ging. Damit ist FOFL keine einmalige Sache mehr und gilt nun als etabliert. Man hat auch gleich gemerkt: Wir sind schon fortgeschritten, quasi alte Hasen. Wo sich beim ersten Mal noch vorsichtig vorgewagt wurde, ging es nun bereits konzeptionell zu. Es wurden Hintergrundinformationen erläutert und vergleichende Beispiele angeführt. Es wurden Übersetzungen angefertigt und Themen verfolgt. Und in einem Fall wurde FOFL sogar erweitert ausgelegt.

Stephen Fry and Hugh Laurie  - Haircut (Sketch, ca. 1990)
Hierbei handelt es sich nicht um ein Lied, sondern um einen Sketch aus der britischen Comedy-Reihe "A bit of Fry and Laurie". Der sprachliche Ausdruck ist jedoch derart überkandidelt, dass Fry quasi einen rhetorischen (Balz-)Tanz um seinen Sketchpartner aufführt, was ja irgendwie entfernt mit Musiktext assoziiert und deshalb gelten gelassen werden kann.

S: I merely hope that Sir can find a moment in his otherwise hectic schedule to appreciate that for me to cut every one of Sir's hairs represents the snow-capped summit of a barber's career.
H: Well you've done it before, haven't you?
S: Indeed, Sir. I once cut all the hairs on a gentleman's head in Cairo, shortly after the War, when the world was in uproar and to a young man everything seemed possible.
H: You've cut someone's hair, all of it that is, once since the war?
S: Would Sir have prefered that in the sphere of total hair cuttation, I was to him a virgin? 


Elbow - Charge (2014)
Da ich selbst mir versagt habe, erneut einen Elbow-Text zu wählen, war ich sehr erfreut, dass ein anderer Teilnehmer das Lied auf die FOFL-Bühne brachte, wenn auch durch die Hintertür. In diesem Falle erhielten wir zunächst einen deutschen Text, der deutlich zeigte, dass Elbow-Texte auch übersetzt nicht einfach zu deuten sind. Toll sind sie natürlich dennoch. Eine Assoziation zu Hermann Hesses Gedicht "Ich bin ein Stern" (unten) wurde auch noch mitgeliefert.

I am electric with a bottle in me
Got a bottle in me
And glory be these fuckers are ignoring me
I'm from another century

Ich bin von Eurer Welt verbannt
Vom Stolz erzogen, vom Stolz belogen,
Ich bin der König ohne Land.

Kate Bush - Wuthering Heights (1978)
Neulich ertappte ich mich dabei, wie ich in reinstem Fantasie-Englisch mitsang, als das Lied im Radio lief. Klassisches FOFL-Thema: Was singt bzw. quäkt Kate da eigentlich? Zwar wußte ich um Emily Brontës Roman gleichen Titels, aber in Ermangelung erfolgter Lektüre desselben entging mir schon das Verständnis des Namen des Protagonisten, Heathcliff. Und ehrlich: Es klingt eher nach "Heathcue"(Heidehinweis?). Zu meiner Beruhigung war ich mit den Verständnisproblemen nicht allein (Window? Wirklich?).
Hier der Teil in dem die verstorbene Angebetete als Geist zurückkehrt um "Heidehinweis" zu sich zu holen:

Heathcliff, it's me, Cathy, I've come home
I'm so cold, let me in your window
Oh, let me have it, let me grab your soul away.

Blackalicious - Alphabet Aerobics (1999)
Textinterpretation mag sich hier erübrigen, was dem Liedtitel schon ein bisschen immanent ist. Wort-Aerobic in alphabetischer Reihenfolge, in zunehmender Geschwindigkeit. Aber wie bemerkenswert! Diesen Text drauf zu haben und zu performen, Respekt. Geschafft haben das nicht nur Blackalicious, sondern auch Harry Potter. WTF? Siehe Link.

My mind makes marvelous moves, masses
Marvel and move, many mock what I've mastered
Niggas nap knowin' I'm nice naturally
Knack, never lack, make noise nationally 

Rainald Grebe - Gold (2004)
Der einzige tatsächlich deutschsprachige Beitrag der Runde und noch dazu einer, den man sicherlich auch nur als in Deutschland Aufgewachsener versteht, weniger wegen der Muttersprachlichkeit als aufgrund des bürgerlichen Familienbilds der 80er Jahre in Westdeutschland, das hier giftig umrissen wird.

Unsere Eltern haben uns mit Hanuta beworfen, unsere Nachbarn mit Nivea-Creme
Es hat uns an nichts gefehlt, aber genau das war das Problem
Im Fernsehen war ein Mann mit einem goldenen Colt
Es ging uns allen Gold, es ging uns allen Gold
Familie Gold
Mein Sohn: zerreiß nie das goldene Band
Wir sind das Herz von Westdeutschland

Suzanne Vega - Harper Lee (2016)
Das andere Lied zum Thema "Literatur in Songtexten" zitiert gleich eine ganze Reihe von Werken und Autoren, auch wenn sie nicht unbedingt gut wegkommen. Was daran liegt, dass hier Carson McCullers zu Wort kommt, gemäß Suzanne Vegas Vorstellung zumindest. Und in dieser vergleicht sich McCullers mit den großen Namen ihrer Zeit (Faulkner, Hemingway, Greene, Capote u.a.) und beschwert sich auf amüsante Weise über zu wenig Würdigung ihrer selbst. Besonderer Stein  des Anstoßes ist Harper Lee. Vega integriert McCullers überlieferte, bittere Worte (unterstrichen):

She always seems to be receiving
More than she deserves
Honey, she's poaching on
My literary preserves
Yes from Harper Lee
We have seen and we've heard and
I'd like to kill more than just
That mocking bird

Elvis Costello -  Watching the detectives (1977)
Kannte außer dem beisteuernden Teilnehmer niemand. Immerhin die Stimme kam allen irgendwie bekannt vor. Mit dem Lied aus seinen Anfangsjahren wollte Costello angeblich beweisen, dass Reggae-Einflüsse besser verarbeitet werden können als bei The Clash. Heraus gekommen ist eine Detektivgeschichte mit Reminiszenzen an den Film noir, nur eben sehr laid-back erzählt.

Nice girls, not one with a defect
Cellophane shrink-wrapped, so correct
Red dogs under illegal x
She looks so good that he gets down and begs

She is watching the detectives
"Ooh, he's so cute"

She is watching the detectives
When they shoot shoot shoot 

Und: Ulla Meineke wurde überführt. Sie hat sich hier eindeutig inspirieren lassen.
Und die Mädel wie in Zellophan
spielen alle Saxophon. 
(aus: Die Tänzerin)


Nach dem FOFL ist vor dem FOFL. Freu mich schon.

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