Freitag, 20. April 2018

Serendipity, Zufälle und das Licht am Horizont


Wie nennt man eigentlich das Folge-Prinzip des Serendipity-Prinzips?
Letzteres bedeutet die glückliche Fügung, dass man zufällig etwas Überraschendes findet, was man eigentlich gar nicht gesucht hat. Aber gibt es auch ein Wort für das Prinzip des wiederholten Auftauchens des eben erst Kennengelernten? Dies ist keine rhetorische Frage. Meldet Euch, wenn Ihr was wisst. Ich habe keinen Begriff für dieses fabelhafte Prinzip.
Meine Recherche führte mich zu Bezeichnungen wie „repetition priming“ or „perceptual priming“, die aus der Verhaltenspsychologie stammen. Aber diese Bezeichnungen treffen es für mich nicht ganz. Mir ist zwar klar, dass das wiederholte Auftauchen von Begriffen oder Zusammenhängen auch von meiner veränderten Wahrnehmung, meiner durch die Initialisierung des Begriffs erhöhten Achtsamkeit abhängt. Aber eben nur “auch“. Die Häufigkeit, mit welcher der neue Begriff auftaucht, ist meines Erachtens ebenfalls erhöht, deshalb nehme ich ihn ja überhaupt verstärkt wahr. Macht man das Experiment und sucht sich bewusst einen Begriff aus, dem man fortan Beachtung schenkt, ist dennoch nicht gegeben, dass er ständig auftaucht.
Wie nennt man diese Verbindung aus Initialisierung, knapp darauf folgendem wiederholtem Auftreten und vermehrter Wiedererkennung?
Vorschläge werden gern entgegengenommen. Vielleicht denke ich mir auch einfach eine Bezeichnung aus. Serendipity hat sich ja auch jemand ausgedacht, und zwar Horace Walpole 1754, in Anlehnung an ein persisches Märchen mit dem englischen Titel „The Three Princes of Serendip“, in dem die drei Prinzen viele unerwartete Entdeckungen machen.

Ein bisschen Serendipity immerhin hatte ich kürzlich erst. Na gut, man könnte auch sagen, mir hat sich schlicht etwas erschlossen, was mir vorher entgangen ist und Zufall kam auch dazu.
Zu verdanken habe ich diese Erweiterung des Horizonts der Lektüre von Anthony Burgess‘ „A Clockwork Orange“. Darin legt Burgess seinen Protagonisten eine Fantasiejugendsprache in den Mund, genannt Nadsat, die aus verschiedenen Sprachelementen besteht. Und erst, wenn man sich mit dem Roman und dieser Sprache näher beschäftigt, fällt einem auf, wo Reminiszenzen dazu auftauchen. Kurz: Überall. Allein in der Musik gibt es zahlreiche (abgesehen von der ollen und ziemlich platten Reminiszenz bei den Toten Hosen).
Eine, die sich mir jetzt erst erschloss, findet sich im Text von David Bowies „Girl loves me“ vom Album „Blackstar“. Da wimmelt es nur so von Nadsat:

You viddy at the cheena
Choodesny with the red rot
Lubbilubbing litso-fitso
Devotchka watch her garbles
Spatchko at the rozz-shop
Split a ded from his deng deng

Diese Entdeckung bereitete mir selbstverständlich großes Vergnügen. Ebenso wie die glückliche Fügung, dass ich mich während der Lektüre von „A Clockwork Orange“ zufällig gerade in Manchester aufhielt und plötzlich vor einem enormen Mural stand, das Anthony Burgess zeigte. Es ist natürlich kein Zufall, dass man in Manchester in irgendeiner Form auf Burgess trifft, er war schließlich ein Mancunian. Aber es war ungeplant und hat mein Herz erfreut.
You can smot at the mural here

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