Mittwoch, 3. Januar 2018

20 in 17


Ein glückliches, gesundes Jahr 2018 wünsche ich Euch allen!
Und wie immer folgt auf diesen Satz der Rückblick auf das vergangene Lesejahr.

Schön war’s. Sehr viele tolle Bücher wurden ausgewählt, meist nicht von mir, sondern von den Book Club Leitern. (Ja, am Ende des Jahres waren es tatsächlich zwei Book Clubs. Hat sich zeitlich gut gefügt, parallel würde das natürlich nicht klappen, der Alltag schenkt einem ja leider nur begrenzte Lesezeit. Ich hätte doch einen Job verfolgen sollen, bei dem ich fürs Lesen bezahlt werde…) Ein paar Nieten waren dieses Jahr auch dabei, die wurden dann meistens von mir ausgewählt.

Hier die komplette Liste. Ich habe die Bücher aus dem Book Club markiert um ein bisschen Werbung zu machen. Bei der Reichweite des Blogs!

Wer Näheres zu den Büchern wissen will, darf gerne weiter unten weiterlesen.
Wen mein persönliches Ranking der Top 3 interessiert, der darf noch weiter unten schauen.

Ian McEwan - On Chesil Beach
Patrick de Witt – Ablutions (BC)
Marc Elsberg - Zero
Beverly Nichols - Grünes Glück
Nickolas Butler - Shotgun Lovesongs
Monica Byrne - The girl in the road
T.C. Boyle - Die Terranauten
Evie Wyld - All the birds, singing
Abbas Khider - Ohrfeige
Joyce Carol Oates - Black Water (BC)
Scott Bradfield - The History of Luminous Motion (BC)
Mohsin Hamid - The reluctant fundamentalist (BC)
Penelope Fitzgerald - The Blue Flower (BC)
Jenny Hoch - Gebrauchsanweisung für Korsika
David Foster Wallace - Infinite Jest (BC, abgebrochen)
Elizabeth Hardwick - Sleepless Nights (BC)
Elizabeth Strout - My name is Lucy Barton (BC)
Peter Carey - My life as a fake (BC)
Steve Erickson - These dreams of you (BC)
Annie Proulx - The shipping news (BC)


Ian McEwan - On Chesil Beach
Klein und fein, sensible Beleuchtung eines Zusammenspiels von Zuneigung, Sexualität und Abscheu in einer jungen Ehe in den 60ern, die zerbricht. Ich mochte das Buch, ich mag Ian McEwans Bücher eigentlich immer. Wie man bereits den letzten Leselisten entnehmen konnte. Ein McEwan pro Jahr sollte drin sein.

Patrick de Witt – Ablutions
Ein ekliges und lustiges, rasantes und interessantes, toll geschriebenes Debut. Ein namenloser Barkeeper in L.A. erzählt in der zweiten Person über Abgründe, Süchte, Sex, Betrug, Einsamkeit. Empathie fällt zwar schwer, aber die mehr oder weniger seltsamen Gestalten werden fantastisch gezeichnet.

Marc Elsberg – Zero
Der Titel ist Programm, das Buch gehört für mich zu den Nieten. Mit dem Vorgänger „Black Out“ (interessantes Thema als Unterhaltungsroman, ganz ok) kann Zero nicht mithalten.

Beverley Nichols - Grünes Glück
Liebenswert! Ich war krank und hab es in einem Rutsch durchgelesen. Ein dreieckiger Garten, ein vergnügter Engländer und seine Katzen, eine schrullige Nachbarin und eine ordentlich Prise trockener Humor. Lovely.

Nickolas Butler - Shotgun Lovesongs
Ein Geschenk einer guten Freundin, von der ich über viele Jahre bereits viele Bücher geschenkt bekommen habe, gute Bücher. Dieses hier hat mir leider nicht so gefallen. Ich hab’s in Deutsch gelesen, vielleicht lag es an der Übersetzung. Es war mir zu vorhersehbar und aweng zu kitschig.
Trotzdem danke, T.

Monica Byrne - The girl in the road
Sci-Fi-Time! Ein schräges Buch. Anfänglich war ich recht begeistert, habe es gleich weiterempfohlen. Das ist ja manchmal so ne Sache… Just danach wurde das Buch zunehmend schräger und fast wäre mir die Empfehlung etwas unangenehm geworden. Aber dann hat das Buch auch wieder die Kurve gekriegt. Ich fand’s gut. Ein wildes, ausuferndes Scenario, gut geschrieben, bleibt im Kopf.

T.C. Boyle - Die Terranauten
Nicht der beste Boyle leider. Es geht weniger um das Biosphärenprojekt als um die zwischenmenschlichen Beziehungen des Teams und diese werden relativ plakativ und platt erläutert. Keiner der Charaktere ist wirklich sympatisch. Das Buch ist nicht uninteressant, aber auch nicht wirklich interessant leider. Irgendwo dazwischen, ich blieb ihm gegenüber ziemlich gleichgültig. Schade, denn Boyle kann ja so viel mehr.

Evie Wyld - All the birds, singing
Ein spannendes Buch über eine starke Frau, die sich von der Welt zurückzieht und ein hartes Schafhirtenleben in der Einöde beginnt. Klingt erstmal nicht so spannend, ok. Aber abgesehen von den sehr wohldosierten Rückblenden auf ihre weniger öde Vergangenheit, beginnen auch in der Gegenwart mysteriöse Ereignisse wie das Verschwinden von Schafen und das Auftauchen eines Herren im Anzug, der kurzerhand bei ihr einzieht.
Wie und wo man ein Buch liest, spielt natürlich immer eine Rolle. So wie mancher Wein im Olivenhain unter Bäumen besser schmeckt, wirken manche Bücher intensiver durch das Umfeld des Lesers. Ich habe dieses Buch auf einer eher unfreiwilligen Kreuzfahrt gelesen und es war eine wunderbare Flucht aus der „not my kind of amusement by voracity and vanity“-Atmosphäre an Bord.
Danke A., für die Leihgabe.

Abbas Khider – Ohrfeige
Ein informatives und sensibles Buch über die Flucht eines Saddam-Gegners aus dem Irak und über seine Probleme als Geflüchteter in der bayrischen Provinz. Das einfache Deutsch in dem Khider schreibt ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber daran allein liegt es nicht, dass das Buch etwas holprig ist. Da hätte der Lektor mehr draus machen können. Trotzdem ganz gut.

Joyce Carol Oates - Black Water
Eine junge Frau voller Hoffnungen, die sie auf einen aufsteigenden Politiker setzt, ertrinkt durch dessen Schuld, Rücksichtslosigkeit und Egoismus nach einem gemeinsamen Autounfall. Das Buch ist eine Nahtoderfahrung, da man am stundenlangen Todeskampf der Frau teilhat. Meine Wut wurde beim Lesen immer größer. Im Book Club gab es Unwillen aufgrund der häufigen Wiederholung des Satzes „As the black water filled her lungs, and she died". Ich fand, man konnte nicht oft genug darauf hinweisen, um die schreiende Ungerechtigkeit zu untermauern. Das Buch ist eine Anklage, denn die Geschichte lehnt sich an eine wahre Begebenheit an (Stichworte: Chappaquiddick, Ted Kennedy). Super.

Scott Bradfield - The History of Luminous Motion
Buhohah, mich schüttelt es noch immer beim Gedanken an das Buch. Gut geschrieben, aber brutal und kalt. Ein 8-Jähriger tut krasse Dinge und redet darüber wie ein verrückter Erwachsener. Das wirkt unheimlich und oft nicht überzeugend. Meins war’s nicht.

Mohsin Hamid - The reluctant fundamentalist
Ein Pakistaner in Amerika im Konflikt mit sich selbst, seiner Herkunft, mit der Liebe, die er nicht erfährt, weder von Land noch begehrter Frau. Er begegnet dem Konflikt mit Verstellung und Verwirrung. Man weiß bis zum Ende nicht, ob der Protagonist eine Gefahr darstellt oder selbst die Gefahr ist. Spannend.

Penelope Fitzgerald - The Blue Flower
Ein Roman über den romantischen Dichter Friedrich von Hardenberg. Schön geschrieben, ab und an lustig. Es schien mir zu sehr nach einer Kompilation gut recherchierter Fakten zur Biografie, die dann mit schönem Zeitkolorit ausgemalt wurden. Nett, aber nicht begeisternd.

Jenny Hoch - Gebrauchsanweisung für Korsika
Zwischendrin mal ein Buch als Vorbereitung auf den Urlaub. Ich mag die Gebrauchsanweisung-Bücher. Allerdings hatte ich nach dieser fast weniger Lust nach Korsika zu fahren. Nicht weil es schlecht geschrieben gewesen wäre, sondern weil mir nicht so recht gefiel, was ich lernte. Korsika war dann doch ganz schön ;)
Das lag auch mit an jenem Buch:

Elizabeth Hardwick - Sleepless Nights
Ein wunderbares Buch. War nicht leicht zu lesen, viele schwierige Worte. Aber die Erinnerungen, die hier erzählt werden sind voller Lebens- und Liebesweisheit und geben einem viel mit auf den Weg. Ich werde es irgendwann noch einmal lesen, ganz sicher.

David Foster Wallace - Infinite Jest (abgebrochen)
Das war auch nicht so meins. Hatte mich drauf gefreut, weil mich der Inhalt erstmal ansprach, skurriles Sci-Fi-Setting, das vor 20 Jahren entworfen wurde und nun im Jetzt angekommen ist. Aber die Schreibe war mir zu manisch (was ja nicht von ungefähr kommt), zu arty, zu gewollt. Ich habe durchaus auch das Geniale darin gesehen, aber es hat für mich nicht überwogen. Kaum hat mich ein Kapitel begeistert, haben mich die nächsten fünf angestrengt. Von dem tausendseitigen Wälzer habe ich irgendwo bei Seite 180 losgelassen. Damit hat es Infinite Jest geschafft, das dritte Buch meines Lebens zu werden, dass ich abgebrochen habe.

Elizabeth Strout - My name is Lucy Barton
Mein erstes Buch von Elizabeth Strout, aber Nachschub ist bereits angeschafft. Ein leises, schönes Buch über ein Mutter-Tochter-Verhältnis und unausgesprochene und uneingestandene Wahrheiten,

Peter Carey - My life as a fake
Der Roman des Australiers fing sehr gut an, verfing sich aber ein wenig und wurde mir irgendwann zu surreal. Surrealismus und ich werden nie ein Paar werden. Spannend war es trotzdem und ich mochte auch die Schreibe, die im Book Club nicht so gut ankam. Aber ob ich ein weiteres Buch von Peter Carey lesen würde? Eher nicht, es sei denn es wäre nicht so surrealistisch.

Steve Erickson - These dreams of you
Apropos Surrealismus… Auch dieses Buch war nicht frei davon, aber für mich noch in der exakt erträglichen Dosis. Außerdem: DAVID BOWIE ist ein großer Teil dieses Buches. Und ich liebte das. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass David eine Figur in diesem Buches ist und ihm auch Worte in den Mund gelegt werden, ich hätte wohl eher verstimmt auf so ein Sakrileg reagiert. Aber Erickson macht einen guten Job, man sieht David förmlich vor sich, er wird zum Leben erweckt. Schon deshalb hat mich das Buch oft froh gestimmt, denn ich trauere noch immer um ihn: So viele beglückende Details, die man wahrscheinlich nur wahrnimmt, wenn man sich für Bowie interessiert.
Das Hauptthema des Buches ist Rassismus in Amerika, sowohl in der Ära Robert Kennedys als auch in der Ära Obama. Bowie ist ein Symbol in diesem Buch, für den Individualismus und das Anderssein, für die Rollen, die wir im Leben einnehmen, für die Fehler, die wir wiederholen.

Annie Proulx - The shipping news
Last but not least. Ich las dieses Buch an der Küste, der Wind pfiff ums Haus, es regnete in Strömen. Es gab zwar keine Eisberge, aber das Umfeld passte dennoch sehr gut. Der Roman spielt in Neufundland und er bescherte mir einige herzhafte Lacher. Eine Liebesgeschichte, keine Romanze. Schön.

Das Ranking ist nicht einfach, auf den Plätzen 4-6 tummeln sich gleich mehrere der Genannten.
Auch Platz 3 war knapp, bei so viel toller Konkurrenz. Letztlich habe ich danach entschieden, welche Bücher mich emotional am meisten gepackt haben:

1 Elizabeth Hardwick - Sleepless Nights
2 Ian McEwan - On Chesil Beach
3 Joyce Carol Oates - Black Water


Ich freue mich auf ein neues aufregendes Lesejahr.
Eure Penjelly


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